Die Sonnenfinsternis vom 11.August 1999 in Stuttgarter Raum

Als Abschluß des diesjährigen ESOP (European Symposium of Occultation Projects), das in Stuttgart stattfand, stand eine ganz besondere Sternbedeckung auf dem Programm: Die totale Sonnenfinsternis!

Eigentlich sollte die Beobachtung ein voller Erfolg werden. Die Wahrscheinlichkeit für schönes Wetter im Stuttgarter Raum war mit 80% und höher angegeben, das Beobachtungsprogramm stand, und ein geeigneter Platz war auch gefunden. Wolfgang betrieb eine automatische Helligkeitsregistrierung.

An einem Tag wie diesem fällt dann sogar eingefleischten Morgenmuffeln da Aufstehen nicht ganz so schwer. Der erste Weg führte natürlich zum Fenster. Aber was war das??? Wolken? Oder doch nur ein schlechter Traum? Aber auch heftiges Augenreiben und Kaffee halfen nichts. Das Wetter blieb wie es war. Beim gemeinsamen Frühstück der ESOP-Teilnehmer wurde dann beschlossen, das die Lage zwar ernst, aber nicht aussichtslos sei und man die Beobachtungsorte aufsuchen sollte. Das persönliche last-minute-Wolkenloch soll ja, wenn auch nur in seltenen Fällen, schon aufgetreten sein.

Wir stürmten alle zu unseren Autos, die schon mit allem benötigten Ausrüstungsgegenständen beladen waren, und wollten los. Als ob die Wolken nicht schon genug werden versuchte nun auch noch meine Autobatterie mir den Tag zu verderben. Ich wußte ja das sie nicht mehr die frischeste war, aber das war ja nun wirklich nicht nötig. Zuletzt hatte sie aber doch noch ein Einsehen und ich konnte losfahren. Jetzt konnte es eigentlich nur noch besser werden!

Am Beobachtungsort wurde dann alles aufgebaut und vorbereitet, als ob es das schönste Wetter wäre. Die sich anbahnende Katastrophe wurde erst einmal ignoriert...

Noch während der ersten partiellen Phase passierte es dann: Die ersten Tropfen fielen. Das Ganze entwickelte sich dann schnell zu einem Wolkenbruch wie er im Buche steht.

Hatte ich nicht weiter oben gesagt es kann nur noch besser werden? Pustekuchen! -Jetzt nahm das Unglück endgültig seinen Lauf. Plötzlich hörte ich dann die verzweifelten Hilfeschreie von Wolfgang, einem befreundeten Beobachter, der seinen Beobachtungsort unweit von meinem eigenen Bezogen hatte. Sein Auto drohte im Schlamm zu versinken. Er wollte keinen behindern und hatte sein Fahrzeug in einem Stoppelfeld geparkt, das in trockenen Zustand einen festen Untergrund vortäuschte. Bei zunehmendem Regen bewahrheitete sich nun Murphy's Gesetz einmal mehr, denn die Räder von Wolfgangs Auto waren schon bis fast zur Hälfte im Schlamm versunken. So schnell ich konnte fuhr ich zu ihm und mit Hilfe von zwei in Reihe geschalteten Abschleppseilen konnten wir dann doch noch verhindert werden,daß sich die Archäologen in ein paar hundert Jahren die Köpfe zerbrechen. Das schöne neue Auto von Wolfgang war nun natürlich, sehr zu seinem Verdruß, von oben bis unten mit einer Dreckschicht überzogen. Letzteres konnte aber bereits auf der Rückfahrt zur Jugendherberge mit einem Abstecher in die Waschanlage behoben werden.

Das einzige, was dann von der Totalität zu beobachten war, war das es dunkel wurde. Es war eine merkwürdige Dunkelheit, die fast schlagartig kam und auch genauso schlagartig wieder verschwand. Und vor allem: Totenstille! Es war alles so wie erwartet, aber doch ganz anders und irgendwie gespenstisch. Hinterher konnte es jedenfalls keiner so richtig in die passenden Worte fassen. Wir standen in der Nähe eines Bauernhofs. Der Hofhund war jedenfalls ganz verwirrt und wußte erst einmal gar nicht was er so recht machen sollte. Er konnte sich die ganze Aufregung, die vielen Menschen die heute auf den Beinen waren und dann auch noch die nur minutenlange Nacht so mitten am Tage offensichtlich gar nicht erklären.

Wir hatten nach der Totalität erst mal genug von irgendwelchen Katastrophen und fuhren zurück zur Jugendherberge. Jetzt kamen auch einzelne Wolkenlücken und wir konnten wenigstens noch Teile der partiellen Phase beobachten. So hätte es während der Totalität sein müssen...

Wie wir später in Berlin von Martina, mit der ich am 7.11.2000 auch die Sternbedeckung durch den Kleinplaneten (476)Hedwig beobachtete, erfuhren hätten wir nur ein paar Kilometer weiter in die Pforzheimer Gegend fahren brauchen. Ihr sind auch die Photos zu verdanken, die in diesem Bericht zu sehen sind. sofi99-1.jpg Sie hatte 1999 nicht am ESOP teilgenommen, sondern die Beobachtung der Sonnenfinsternis mit einem Besuch bei Verwandten in Pforzheim verbunden. Dort zog das Unwetter erst etwas später rüber, so daß große Teile der ersten partiellen Phase zu sehen waren und, sogar ein kurzer Blick auf die Korona möglich war. Dafür war dort dann die zweite partielle Phase kaum noch zu beobachten und nachdem diese beendet war öffnete der Himmel seine Schleusen und es mußte in Rekordzeit eingepackt und der Beobachtungsplatz fast fluchtartig verlassen werden.

sofi99-2.jpg

Da es bis zur nächsten Sonnenfinsternis, die von Deutschland aus zu beobachten ist so lange hin ist, daß wir sie wohl nicht mehr erleben werden, werden Martina und ich 2001 nach Afrika fliegen und die Sonnenfinsternis dort beobachten.
Ein Beobachtungsbericht wird dann an dieser Stelle erscheinen.





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