Bei dieser Beobachtung hatten wir das große Glück zwei Dinge miteinander verbinden zu können: Eine Urlaubsreise und eine Exkursion zu einem astronomischen Ereignis.
Die Wahl
des Ziels fiel aus mehreren Gründen auf Tunesien. Der wichtigste
Grund war mit Sicherheit, daß wir hier alle Beobachtungen
durchführen konnten, die wir machen wollten. Dazu kam dann
noch eine ganze Reihe weiterer Gründe. Zum Beispiel, daß die
Wetterprognosen für Tunesien im Oktober nicht allzu schlecht
waren, das Land gilt als sicher für Touristen und ein Urlaub dort
kostet nicht gleich ein Vermögen. Es wäre auch möglich
gewesen das Ereignis in Spanien zu beobachten. Da aber dort bereits
genug Beobachter waren, die das gleiche Beobachtungsprogramm wie wir es
uns vorgenommen hatten abzudecken entschieden wir und für
Tunesien. Frei nach dem Motto "irgendwo muß der Himmel ja klar
sein".
Wie bereits oben erwähnt war diese
Reise zweigeteilt. Die erste Woche waren wir auf Djerba untergebracht.
Wir nutzten die ersten fünf Tage um die Dinge zu tun, die man als
Tourist halt so macht: Wir machten die verschiedensten Ausflüge
und gingen selbstverständlich auch das eine oder andere Mal im
Meer
baden. Der erste Höhepunkt war dann die ringförmige
Sonnenfinsternis. Der zweite Höhepunkt der Reise war dann eine
einwöchige Rundfahrt durch den Südlichen Teil Tunesiens. Hier
gibt es den ausführlichen Reisebericht
als PDF.
Beobachtungsprogramm
Für
diese ringförmige Sonnenfinsternis hatten sich einige Mitglieder
der astronomischen Arbeitsgemeinschaft der Archenholdsternwarte
vorgenommen ein Projekt zu vollenden, das bei zwei totalen
Sonnenfinsternissen leider gescheitert ist. Wenn man bei einer totalen
oder ringförmigen Sonnenfinsternis am nördlichen oder
südlichen Rand der Bedeckungszone beobachtet, dann kann man zwar
die Korona bzw.. den Ring nicht, oder nur sehr kurz sehen, man kann
aber eine anderes Phänomen beobachten Bailey's Beads.
Hinter
Bailey's Beads verbirgt sich eine Erscheinung, die auch unter dem
deutschen Begriff "Perlschnurphänomen" bekannt ist. Diese
Perlschnur entsteht, wenn die Mondberge den Sonnenrand bereits
abdecken,
durch die Mondtäler aber noch Licht hindurchfällt. Beobachtet
werden kann das Perlschnurphänomen sowohl in den Randbereichen der
Bedeckungszone als auch kurz vor dem 2. Kontakt und kurz nach dem 3.
Kontakts innerhalb der Bedeckungszone. Wenn man nun Bailey's Beads
sowohl am nördlichen und am südlichen
Rand der Bedeckungszone beobachtet und auch die Standorte der
Beobachter genau kennt, dann kann man aus den gewonnenen Daten den
Durchmesser der Sonne sehr genau berechnen.
Um
sicherzustellen, daß wir sowohl vom Nordrand als auch vom
Südrand auswertbare Daten gewinnen können haben wir jeweils
zwei Stationen ausgerüstet. Beobachtet wurde jeweils mit einer
speziellen Videokamera. Die genaue Zeit neben der genauen
Position aus dem GPS-Signal gewonnen und mit Hilfe eines so genannten
"Time-Inserters" in das Videobild eingeblendet. Dieses Signal
wurde dann mit Hilfe eines geeigneten Camcoders bzw.. Videorecorders
aufgezeichnet. Da es sowohl mit technischem als auch mit finanziellem
Aufwand verbunden ist mehrere solcher Stationen auszurüsten
beließen wir es bei insgesamt vier Stationen. Die beiden
Stationen am Südrand wurden von Familie Guhl besetzt, die beiden
Stationen von Wolfgang Rothe und Sven.
Da es für mich, Martina, aus oben
genannten Gründen keine Station in der Randzone mehr zu besetzen
gab fuhr im mit Frau und Sohn von Wolfgang Rothe in die
ringförmige Zone. Ganz bis zur Zentrallinie würden wir es
wohl nicht schaffen, aber wir sollten dennoch einen fast symmetrischen
Ring zu sehen bekommen. Nachdem sich herausgestellt hatte, daß es
mit Hilfe einer Rahmenantenne möglich war das "normale"
DCF77-Signal zu empfangen, beschloss ich meine Stoppuhr mit
Wolfgang Rothes DCF77-Empfänger zu synchronisieren und an
meinem Standort zu versuchen den 2. und 3. Kontakt zu stoppen. Das
DCF77-Signal ist übrigens das Zeitzeichen mit dem sich hier in
Deutschland unsere Funkuhren synchronisieren damit wir dann die genaue
Zeit ablesen können. Neben der fehlenden technischen Ausstattung
ergab sich dann vor Ort noch eine weiter Umstand, weshalb ich mit auf
die Zentrallinie mußte: Sven und ich waren beide als Fahrer
für das Mietauto eingetragen, also mußte einer von uns wohl
oder übel mit auf die Zentrallinie. Da ich bei meinem Vorhaben
nahe der Zentrallinie den 2. und 3. Kontakt zu stoppen nicht viel
falsch machen konnte wählte ich diesen sehr viel weniger
nervenaufreibenden Teil der Beobachtung.
Erkundung am 1. Oktober 2005
Wir fuhren mit unserm Mietauto los,
einem Fiat Siena das uns vom 1. bis 3. Oktober zur Verfügung
stand. Um kurz nach 11.00Uhr fuhren wir los. Die Fahrt ging über
den so genannten Römerdamm, der Djerba mit dem Festland
verbindet und dann weiter in Richtung Tataouine.
Die Erkundung lief besser als
gedacht.
Unsere Karten waren ausreichend genau, um uns auf den
Hauptstraßen
zurechtzufinden und wir fanden auch zwei schöne
Beobachtungsplätze für Sven und Wolfgang. Wir fuhren danach
noch
ca.. 1 Stunde weiter in Richtung Tataouine, um zu erkunden, wie die
Straßen in Richtung der ringförmigen Zone sind, wie weit
man überhaupt fahren kann, wie lange die Fahrt dauert usw.. Wir
fanden sogar einen sehr schönen Platz auf einer kleinen
Anhöhe
vor Tataouine um ca.. 80km von der Zentrallinie entfernt den Ring zu
beobachten.
Auf der anschließenden
Rückfahrt waren, nachdem wir Sven und Wolfgang an ihren jeweiligen
Beobachtungsorten abgeholt hatten, die ringförmige
Sonnenfinsternis und unsere Beobachtungen natürlich
Gesprächsthema Nr.1.
Sowohl Sven und Wolfgang am Nordrand als auch ich nahe der Zentrallinie
konnten erfolgreiche Beobachtungen verbuchen. Wie uns Konrad per SMS
mitteilte hatten Guhls am Südrand der
Bedeckungszone nur mit einer
von zwei Stationen einen Teilerfolg. Jetzt wußten wir auch wo
Murphy
während dieser ringförmigen Sonnenfinsternis gesteckt hat: Am
Südrand. Neben Familie Guhl hatten dort auch noch andere uns
bekannte Beobachter, die nicht der astronomischen Arbeitsgemeinschaft
der Archenholdsternwarte angehören, Pech mit ihren Stationen.
Übrigens hatten auch die
Beobachter in Spanien Pech. Dort hätte wahrscheinlich die
Technik bestens funktioniert, aber der Himmel war verhangen.