Nicht zu sehen, aber zu hören: Die Leoniden am 19.November 2002



Für diesen Dienstag Morgen war ein „Sternschnuppenregen“ vorausgesagt worden. Das Maximum sollte zwischen 3:00 und 4:00 Uhr UTC (=4:00 - 5:00 Uhr MEZ) zu beobachten sein. Der Wecker klingelte aus diesem Grunde eine Stunde früher als sonst und merkwürdigerweise fiel auch das Aufstehen nicht allzu schwer. Der Blick vor die Tür brachte dann aber die große Enttäuschung: Es war so stark bewölkt, daß selbst der Vollmond kaum zu sehen war. Da die visuelle Beobachtung des Meteorschauers unter diesen Umständen nicht möglich war, legten wir uns wieder ins warme Bett um das Schauspiel, das wir eigentlich am Morgenhimmel visuell beobachten wollten, wenigstens als Hörspiel erleben zu können - schließlich sind wir ja nicht nur Amateurastronomen sondern auch lizensierte Funkamateure.


Trotz, oder vielleicht auf gerade wegen enttäuschenden Bedingungen für die visuelle Beobachtung war die akustische Beobachtung ein voller Erfolg. Zwischen 4:00 und 5:00 Uhr MEZ waren die Signale der schwedischen 2m-Amateurfunkbake SK4MPI auf 144.412MHz sehr deutlich und manchmal auch für längere Zeit zu hören. Manchmal waren sogar einzelne Telegraphiezeichen herauszuhören. Wie wir später aus dem Funkwetterbericht im Rundspruch des DARC (=DeutscherAmatuer Radio Club) erfahren sollten waren die Leoniden des Jahres 2002 wirklich ein Außergewöhnliches Ereignis auch für Funkamateure, denn es waren nicht nur Funkverbindungen in Morsetelegraphie möglich, sondern auch Sprechfunkverbindungen. Um das Ganze zu Dokumentieren und auch nachträgliche Auswertungen möglich zu machen haben wir die Signale vom Tranceiver (Funkgerät mit dem sowohl senden als auch empfangen kann) auf der Tonspur einer Videokassette aufgezeichnet. Zusätzlich wurde das Signal eines Zeitzeichenempfängers eingeblendet, um den genauen Zeitpunkt eines Ereignisses bestimmen zu können.


Nun möchte ich an dieser Stelle für alle Nichtfunkamateure noch ein wenig den Hintergrund für unsere Aktivitäten erläutern. Die Frequenz der im Empfänger eingestellten Amateurfunkbake liegt im UKW-Bereich. Im diesem Wellenlängenbereich erfolg die Ausbreitung der Funkwellen im Normalfalle nur über die Bodenwelle, also vergleichbar mit optischen Signalen. Eine UKW-Bake, die in Schweden ihre Signale abstrahlt ist unter normalen Umständen also in Berlin nicht zu hören.

Was wir als Sternschnuppen sehen ist ja bekanntermaßen nicht der Meteor selbst, sondern die Ionisationsspur, die er hinter sich läßt - oder um ganz genau die bei der Rekombination der Ionen abgestrahlte Energie in Form von sichtbarem Licht - wenn er die Erdatmosphäre durchfliegt.

Hier einige Beispiele:

Burst1

Burst2

Burst3

Burst4

Diese Ionisationsspur wird nicht nur als Leuchtspur für das menschliche Auge sichtbar, sie kann auch Funkwellen reflektieren. Durch diesen Effekt ist es möglich daß wir die Signale der schwedischen Bake auch weit über den optischen Horizont hinaus hören und aufzeichnen konnten.


Aktualisiert 2002 12 08 von Martina Haupt