Die totale Sonnenfinsternis am 29. März 2006 -

Beobachtung in der Türkei



Am 29. März 2006 fand  eine totale Sonnefinsternis statt, die unter anderem in der Türkei zu beobachten war.  Die Zentrallinie verlief dort  östlich von Antalia,  durch ein Gebiet, das touristisch sehr gut erschlossen ist. Wie viele andere Amateurastronomen nutzten wir diese Gelegenheit bequem und zudem auch noch preiswert  eine totale Sonnenfinsternis beobachten zu können.

Wir verbrachten vom 25. März bis zum 1. April rund eine Woche ca. 80 km östlich von Antalia in Side-Kumköy. Höhepunkt der Reise war natürlich die totale Sonnenfinsternis, wir nutzten die Zeit unseres Aufenthaltes aber auch für touristische Unternehmungen. Hier ist mein Reisebericht, der die gesammte Woche umfasst.



Beobachtungsprogramm:

Wie  bereits erwähnt waren wir nicht die einzigen die in die Türkei gereist waren um dieses Ereignis zu beobachten. Unter anderem waren auch Wolfgang Rothe und Eckehard Rothenberg von der astronomischen Arbeitsgemeinschaft der Archenholdsternwarte.  Jeder von uns hatte sich individuell ein mehr oder weniger umfangreiches Beobachtungsprogramm vorgenommen.

Sven und ich wollten hauptsächlich "einfach gucken". Das heißt wir wollten das Ereigniss ohne den Streß eines allzu umfangreichen Beobachtungsprogrammes  mit allen Eindrücken auf uns wirken lassen. Sven zeichnete die Totalität auf Video auf und ich registrierte über den gesammten Zeitraum die Temperatur, ein Experiment, das, einmal gestartet, automatisch lief. Außerdem hatte ich mir vorgenommen wärend der Totalität  zu versuchen mit mit der Digitalkamera ein Foto von der Korona zu machen.

Wolfgang Rothe hatte seine bewährten Aufbau zur Helligkeitsregistrierung dabei.  Außerdem wollte er Videoaufnahmen mit gedrehter Polarisationsebene machen und versuchen das Flashspektrum zu registrieren.

Eckehard Rothenberg wollte fotographieren.



Ergebnisse: (Stand: 20. April 2006)

Zuallererst einige der wirklich schönen Fotos von Eckehard Rothenberg. Damit die Seite trotztdem schnell geladen wird habe ich die Bilder verkleinert. In voller Auflösung kann man die Bilder bwundern, wenn man auf den Link rechts neben dem Bild klickt.

diamantring_1_klein Diamantring_1      diamantring_2_klein Diamantring_2



Korona_1 Korona_1             korona_2_gross Korona_2



korona_3_klein Korona_3           protuberanzen Protuberanzen





Mir selber ist es gelungen ein Bild von der Korona aufzunehmen, auf dem die äußeren Beriche der Korona besonders gut zu erkennen sind. Dass die inneren Bereiche der Korona etwas überbelichtet sind ließ sich hierbei nicht vermeiden.

korona_4_klein  Korona_4







Wofgang Rothe hat während der Totalität einige interessante Videoaufnahemn gemacht, und dazu die folgenden umfangreichen Erläuterungen verfasst, die er für diese Webseite zur Verfügung stellt:


Während der Totalität erfolgte eine Video-Aufzeichnung, mit der einerseits eine Polarisation des Lichtes der Sonnenkorona und andererseits das Spektrum gegen Ende der Totalität und insbesondere zur Zeit des 3. Kontaktes (Flashspektrum) dokumentiert werden sollte. Das Video wurde mit automatischer Belichtungsregelung aufgenommen, da die Lichtverhältnisse vorher kaum einschätzbar waren. Für die Koronaaufahmen wären allerdings mehrere feste Belichtungseinstellungen sicher von Vorteil gewesen.  Ein Bei dem hier verlinkten Video handelt es sich um ein hundertfaches Zeitfraffer des Helligkeitsverlaufes.


Die Polarisation der Korona wurde schon bei einer früheren Finsternis beim Drehen eines Pol-Filters vordem Auge visuell eindrucksvoll erlebt und auch in Einzelbildern fotografiert. Jetzt wurde ein Video angefertigt, das diesen Effekt bei einer halben Umdrehung des Pol-Filters zeigt. Zum Vergleich sind zwei extreme Einzelbilder und die Korona ohne Polarisationsfilter dargestellt.

korona_polarisation_1    korona_polarisation_2

korona_ohne_polfilter



Das Spektrum wurde mit einem der Videokamera vorgesetztem Okularspektroskop erzeugt. Von Vorteil ist dabei, daß das Geradsichtprisma eine hohe Dispersion aufweist und aufgrund seiner vernachlässigbaren Lichtablenkung nach seinem Aufsetzen keine wesentliche Neuausrichtung der Kamera benötigt, von Nachteil ist jedoch die geringe freie Öffnung des Prismas von nur 3 mm x 4 mm. Damit entsteht - neben Lichtschwäche und Auflösungsverlust - eine erhebliche Vignettierung des Bildes (Schlüsselloch-Effekt), sodaß nicht das gesamte Spektrum gleichzeitig darstellbar ist, sondern durch Betätigung der Feinbewegung nacheinander abgefahren werden mußte.

Spektrum während der Totalität (Korona und Protuberanzen):

totalitaetsspektrum
Das Bild ist aus drei Teilbildern zusammengesetzt, die mit einigen Sekunden Zeitabstand aus der Videoaufzeichung kopiert wurden. Der Bildkontrast wurde nicht verändert. Markiert sind 3 Bereiche, in denen die innere Korona z.T. andeutungsweise erkennbar ist.


Spektrum der Sonne während der Zeit des 3. Kontaktes (Flash-Spektrum):
flash_spektrum_1  flash_spektrum_2
Die Kamera wurde nicht mehr bewegt, um den zeitlichen Verlauf des kurzzeitigen Sichtbarwerdens der Emmissionslinien der Chromosphäre ungestört darzustellen. Im Bild dargestellt sind 4 Spektren im Zeitraum von insgesamt ca. 2 Sekunden, zeitliche Reihenfolge von oben nach unten. Zur besseren Erkennbarkeit der Emmissionslinien wurde noch eine kontrastverstärkte Version des Bildes hergestellt.


Fliegende Schatten sollten mit einer 2. Videokamera auf einem Zeltdach festgehalten werden. Obwohl diese Erscheinung am Beobachtungsort von Sven kurzzeitig beobachtet wurde, ist auf dem Video nichts derartiges zu identifizieren. Die ältere Kamera hatte generell einen schwachen Kontrast und vielleicht auch nicht genügend Empfindlichkeit. Vielleicht war auch der Aufnahmeabstand zu groß, sodaß die Struktur der fliegenden Schatten schon mehr rauschähnlich war. Immerhin eignet sich das Video in einer 100.fachen Zeitrafferversion zur Darstellung der Umgebungs- und Himmelshelligkeit in etwa nordöstlicher Richtung, d.h. in Richtung des abziehenden Mondschattens.

Alles in allem war es wieder ein sehr eindrucksvolles Erlebnis. Die nächste Finsternis kann Gelegenheit bieten, aus den Unvollkommenheiten der aktuellen Ergebnisse erkannte Fehler zu vermeiden.







Die Helligkeitsregistrierung von Wolfgang Rothe lieferte, wie bereits bei früheren Beobachtungen, eine Helligkeitskurve, die sehr deutlich die Verdunklung während der Totalität zeigt. Ergebnis einer Auswertung mit Hilfe eines Tabellenkalkulationsprogramms waren unter anderem  die folgenden graphischen Darstellungen.

helligkeit_1

helligkeit_2

helligkeit_3



Bei der Aufzeichnug der Temperatur konnte ein Abfall um rund 4°C während der 1. Partiellen Phase und der Totalität beobachtet werden. Nachdem ich meine Temperaturdaten an Wolfgang Rothe übermittelt hatte, hat er diese noch am gleichen Abend mit in seine Auswertung einbezogen und ich bekam praktisch fertige Arbeit zurück.  Hier die Ergebnisse, ebenfalls als Graphik:

temperatur_1

temperatur_2



Wenn man Helligkeitskurve und Temperaturkurve übereinanderlegt bekommt man folgendes Bild:

helligkeit_temperatur




Aktualisiert am 20. April 2006 von  Martina Haupt