Die totale Sonnenfinsternis am 1. August 2008 -
Beobachtung bei Novosibirsk (Russland)



Am 1. August 2008 fand eine totale Sonnefinsternis statt, die unter anderem in Russland und China zu beobachten war. Wir wählten Novosibirsk als Beobachtungsort, da die Stadt gut mit dem Flugzeug erreichbar ist und die Wetterstatistiken eine akzeptable Wahrscheinlichkeit für klaren Himmel boten.

Wir reisten vom 27. Juli bis zum 2. August 2008 für rund eine Woche nach Novosibirsk. Höhepunkt der Reise war natürlich die totale Sonnenfinsternis, wir nutzten die Zeit unseres Aufenthaltes aber auch für touristische Unternehmungen und im Land und Leute kennnzulernen. Hier ist unser Reisebericht, der die gesamte Reise umfasst.



Beobachtungsprogramm:

Ziel der Exkursion war es sowohl am Nord- als auch am Südrand der Finsterniszone Baily’s Beads zu beobachten um daraus später den Durchmesser der Sonne bestimmen zu können. Nebenbei wurden an jeweils einer der Stationen der Helligkeitsverlauf und der Temperaturverlauf aufgezeichnet.

Baily’s Beads wurden ersmals im Jahre 1836 von dem englischen Astronomen Francis Baily (1774-1844) beschrieben. Andere Bezeichnungen sind „bailysche Perlen” oder „Perlschnurphänomen”. Baily’s Beads sind bei totalen und ringförmigen Sonnenfinsternissen kurz vor und kurz nach der Totalität bzw. der ringförmigen Phase zu bebobachten, hervorgerufen werden sie durch die Strukturierung der Mondoberfläche. Wenn die scheinbare Sonnenscheibe fast vollständig vom Mond verdeckt ist, dann sind nur noch an den Stellen, an denen noch Sonnenlicht durch einzelne Mondtäler scheint, Lichtpunkte zu sehen. Diese Lichtpunkte wurden nach Francis Baily „Baily’s Beads” genannt.
Unter der Voraussetzung, dass sowohl vom Nord- als auch vom Südrand der Bedeckungszone Beobachtungsdaten vorliegen kann, wenn der Standort der Beobachter und die genaue Zeit für das Auftauschen und Verschwinden der Beads bekannt sind, aus diesen Beobachtungsdaten der Sonnendurchmesser sehr genau bestimmt werden. Obwohl dieses Verfahren immer die zur Zeit genaueste Methode zur Bestimmung des Sonnendurchmessers ist wurde der zur Zeit gültige Wert für den Sonnendurchmesser aus den Ergebnissen international koordinierter Beobachtungen von Venusdurchgängen im 19. Jahundert ermittelt. Aus dem im Jahr 1891 von Auwers veröffentlichten Wert für die Sonnenparalaxe kann ein Sonnnendurchmesser von 1 392 000 km abgeleitet werden.
Bei Expeditionen zu totalen und ringförmigen Sonnenfinsternissen wurden, auch bei Ereignissen, die vor dem 1. August 2008 stattfanden, immer wieder Baily’s Beads beobachtet, aber die Ergebnisse dieser Beobachtungen wurden nie veröffentlicht. Damit ist zum Beispiel auch die Frage ob der Sonnendurchmesser konstant oder veränderlich ist noch nicht abschließend geklärt. Sven Andersson und Konrad Guhl, zwei Berliner Amateurastronomen, haben diese Ergebnisse zusammengetragen und wollen sie in Zusammenarbeit mit dem italienischen Astronomen Costantino Sigismondi in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Solar Physics” veröffentlichen.

Um die Auswertung zu vereinfachen sollten alle Stationen mit nahezu einheitlicher Beobachtungstechnik ausgerüstet sein. Auf jeden Fall sollten die Optiken die gleiche Öffnung und die gleiche Brennweite haben. Die Wahl fiel auf sogenannte „Russentonnnen”, das sind Maksutov-Teleskope mit 1000 mm Brennweite und 100 mm Objektivöffnung. Als Filter wurde für alle Stationen ein bedampftes Grünfilter verwendet. Die Aufzeichnung erfolgte mit vergleichbaren Kameras der Hersteller Mintron und Watec, wobei die Daten analog mit Hilfe eines Camcorders oder digital mit Hilfe eine Computers gespeichert wurden. Das Zeitsignal wurde, neben den Koordinaten der einzelenen Stationen, aus dem GPS-Signal gewonnen und mit Hilfe eines sogenannten Time-Inserters in das Video-Signal eingeblendet.



Ergebnisse: (Stand: 27. Dezember 2008)

Unsere Expedition konnte als Erfolg verbucht werden, denn am Ende lagen sowohl vom Nord- als auch vom Südrand der Bedeckungszone jeweils drei auswertbare Aufzeichnungen vor. Die Stationen am Nordrand waren von Konrad Guhl, Martina Haupt und Sven Andersson, die alle Mitglieder der astronomischen Arbeitsgemeinschaft der Archenhold-Sternwarte in Berlin sind, besetzt. Eine der Stationen am Südrand wurde von Wolfgang Rothe, der enbenfalls Mitglied der astronomischen Arbeitsgemeinschaft der Archenhold-Sternwarte in Berlin ist besetzt. Die beiden anderen Stationen am Südrand wurden von spanischen Freunden besetzt, die in der Nähe von Barcelona leben.

Wie bereits erwähnt haben Sven Andersson und Konrad Guhl, zwei Berliner Amateurastronomen, haben die Ergebnisse der Expedition zur Beobachtung der Sonnenfinsternis am 1. August 2008 und die Beobachtungsergebnisse früherer Sonnenfinsternesse zusammengetragen und wollen diese als „Atlas of Baily’s Beads” in Zusammenarbeit mit dem italienischen Astronomen Costantino Sigismondi in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Solar Physics” veröffentlichen.

Die folgenden Bilder können durch klicken auf die verkleinerte Darstellung in voller Auflösung betrachtet werden.
Korona Dieses Bild der Korona hat Sven Andersson während der wenigen Sekunden Totalität in Kiselevka am Nordrand der Totalitätszone gemacht werden.
Temperaturkurve Diese Temperaturkurve wurde von Martina Haupt wärend der Beobachtung in Kiselevka am Nordrand der Totalitätszone aufgezeichnet.
Helligkeitskurve Diese Lichtkurve wurde von Wolfgang Rothe am Südrand der Totalitätszone aufgezeichnet.


Erstellt am 31. Dezember 2008 von  Martina Haupt

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